Bild eines stürmischen Himmels

Wenn Wetterfrösche beim Shitstorm den Kopf einziehen

Wer gewinnen will, muss bei stürmischem Wetter gegen den Wind segeln. Nur wer seine Mannschaft hierfür trainiert, kann ungewohnte Chancen nutzen, statt Gegnern Rückenwind zu geben.

Schietwetter in Deutschland. Da lässt sich schlecht, was Gutes sagen. Mit Friederike hat es so manchen umgehauen. Doch nicht nur analog braust den Wetterpropheten Sturm ums Näschen, digital gibt’s was auf die Ohren der Meteorologen. Nachdem WetterOnline pünktlich zum Winterwetter einen Prozess gegen den Deutschen Wetterdienst gewonnen hat, wurde die Stimmung im Internet frostig. Allerdings schlugen sich die meisten auf die Seite des staatlich finanzierten Wetterdienstes. Der Deutsche Wetterdienst bot nämlich seit Mitte 2015 in seiner WarnWetter-App dem Bürger Wettervorhersagen gratis an. Finanziert wird diese Leistung über Steuern. Und das missfiel WetterOnline, die als Unternehmen darauf angewiesen sind, mit ihren Produkten Gewinn zu erwirtschaften. Gut zu verstehen, dass sie den staatsfinanzierten Mitbewerb für wettbewerbsrechtlich unzulässig hält. Und tatsächlich haben die Kläger vor dem Landgericht Bonn Recht erhalten.

Aber Recht haben und Verständnis bekommen sind zwei Paar Schuh, oder besser gesagt Gummistiefel. Die nämlich brauchte WetterOnline, um durch den aufbrausenden Shitstorm zu waten. Denn viele Nutzer, die bislang WarnWetter gratis nutzten, waren erbost, dass sie auf Grund der WetterOnline-Initiative nun zahlen sollen. Doch mehr noch. Die staatliche Wetterkontrolle erfuhr geradezu eine Welle der Sympathie: Trotz 1,99 Euro, die fürs volle Programm in Zukunft fällig werden, schaffte es die WarnWetter-App an die Spitze der Wetterdienste, überholte somit den bisherigen Marktführer.

So ist es halt: Hinter jedem Wellenkamm kommt ein Wellental und Zuneigung ist kein Rechtsgut, auch wenn man ein berechtigtes Anliegen vertritt. Denn dass auf Dauer nur ein fairer Wettbewerb für bessere Produkte und eine angemessene Preisgestaltung sorgen kann und dass subventionierte Angebote dem Markt schaden, das müssten auch jene einsehen, die der Meinung sind, mit ihren Steuergeldern den Deutschen Wetterdienst samt seiner App schon bezahlt zu haben. Dass hier allerdings eine Trennlinie gezogen werden muss, die wahrscheinlich teurer ist als die einmalige Zahlung von rund zwei Euro, das hat niemand vermittelt.

Hier wurde, und das ist der größte Vorwurf, den sich WetterOnline gefallen lassen muss, die Chance verpasst, ein wenig Wintersonne ins trübe Geschehen zu bringen. Denn mit einer besseren Kommunikationsstrategie, begonnen schon im Vorfeld des Verfahrens, hätte man den Sachverhalt, das Problem und die Gefahren für alle beteiligten sowie den Medien und Verbrauchern erläutern können. So wäre von WetterOnline mancher unqualifizierte Vorwurf im Vorhinein aufgefangen und abgefedert worden.

Ja, mehr noch: WetterOnline hat die Chance verpasst, gegen den Wind zu kreuzen und sich als Vordenker und Streiter für einen gerechten und ausgewogenen Plattformmarkt zu profilieren. Statt der App des steuerfinanzierten Deutschen Wetterdienstes den vollen Rückenwind zu geben, hätte WetterOnline Segel setzen müssen und Flagge zeigen: Für eine Online-Wirtschaft, die von der Zusammenarbeit zwischen staatlichen und privat finanzierten Unternehmen profitieren kann, wenn alle Interessen mit Respekt beachtet und abgewogen werden.

Statt als strahlender Held der Marktwirtschaft erscheint WetterOnline nun aber als Pfennigfuchser, der den Anwendern ihr Gratisvergnügen missgönnt. Eine rechtzeitige Beratung mit Problem- und Gefahrenanalyse hätte in eine effektive Kommunikationspolitik münden können. Gerade ein Wetterdienst sollte es wissen: Wer Wind säht, wird Sturm ernten. Und wer mit Sturm rechnen muss, der sollte Fachleute nach der Wetterlage fragen und Vorsorge treffen.

Übrigens: Wir helfen, dass in stürmischen Zeiten nichts um die Ohren fliegt.


Bildquelle: Hans, Pixabay