Schau mal, wer da postet: Bots, Botschaften und die Kommunikation 4.0
Wir leben in Zeiten der Industrie 4.0 und die Digitalisierung hat in alle Arbeits- und Lebensbereiche Einzug gehalten. Kommunikation besteht längst nicht mehr nur aus Rede und Gegenrede, sondern hat – nicht zuletzt durch das Internet – neue Schichten des Austauschs und der Verstärkung erhalten.
Ein kommunikatives Modell das einfach Sender und Empfänger gegenüberstellt, deckt die Variationsbreite einer Kommunikation 4.0 nicht ab, die mit künstlicher Intelligenz und Bots neue Informations- und Vermittlungsebenen einzieht. Auf ihnen müssen wir uns bewegen, ihre Regeln müssen wir beherrschen lernen.
Kommunikation von 2 bis 3
Vor rund einem Vierteljahrhundert revolutionierte das Internet wie wir uns informieren. Nachrichten, Kommentare und Meinungsäußerungen wurden nicht länger nur von den Medien verbreitet und den Konsumenten aufgenommen, sondern man lernte, die Richtung umzudrehen. Es war dann die große Errungenschaft des Web 2.0, dass Lesen und Schreiben immer näher zusammenrückten: Der Rezipient wurde zum Autor. Die Abhängigkeit von Druck, Rundfunk und Fernsehen wurde durch das Internet in der Kommunikation 2.0 aufgelöst. Und im Laufe der Entwicklung ließen sich hier sogar bisweilen die Reichweiten der alten Medien übertreffen.
Dies führte dazu, dass auch die größten Geldgeber der medialen Landschaft sich den neuen Verhältnissen anpassten. Man begann da zu werben, wo man neue Ausdehnung und vor allem Glaubwürdigkeit fand: In den sozialen Netzwerken. Und bald fanden sich auch neue Möglichkeiten der Steuerung, das eingesetzte Budget immer feiner auf die Interessengruppen zu verteilen. Umgekehrt wurde hierdurch selbstverständlich Einfluss auf den Fluss der Nachrichten genommen. Monitoring, gefilterte Empfänger, gepushte Influencer und bezahlte Inhalte veränderten den Fluss der Nachrichten. Was zuvor noch durch Informationsgehalt und Relevanz gewichtet war, wurde nun in der Kommunikation 3.0 durch Budget und Gewinnziele durchbrochen. Vermittelt wird, was dem Auftraggeber gefällt, der selbst nicht in Erscheinung tritt: Wer zahlt, dem gehört der Meinungsmarkt.
Der Bot redet mit
In dieser Situation tritt als Meinungsmacher der Bot auf. Er ändert die Spielregeln und mischt sich in die digitale Kommunikation zwischen den Menschen ein. Standpunkte werden nicht länger von Menschen verbreitet, sondern neuerdings von Bots gesetzt. Das „Who is Who“ der Meinungsmache hat eine neue Nuance: Mensch und Maschine, Anliegen und Algorithmus, die Trennung fällt schwer.
Die Palette der automatischen Information ist groß und reicht in alle Ecken des täglichen Lebens hinein. So kleidet H&M seine Besucher mit Bots in der App stilgerecht ein, Maggi bietet mit dem Chatbot Kim in Facebook Küchenhilfe und Mildred von Lufthansa hilft Kunden bei der Suche nach günstigen Flügen. Und selbst Kühe haben schon im Messenger mit eigenen Bots Rede und Antwort gestanden. Kommunikation 4.0 ist mehr, als die Unterhaltung zwischen Menschen. Es ist eine neue Form des Austauschs und der Informationsvermittlung, die über Sensoren und Datenbanken das Internet der Dinge und das gespeicherte Wissen des Webs einbeziehen.
Algorithmen, KI und die Krise 4.0
In Communication-Bots tritt uns die künstliche Intelligenz gegenüber, werden wir konfrontiert mit Algorithmen, die unser Wissen und die Wahrnehmung der Welt mitbestimmen. Daher ist es wichtig, dass wir in unseren Kommunikationskonzepten auch die Möglichkeiten und Chancen einbeziehen, die uns der Vorgriff auf die künstlichen Kommunikationspartner bieten. Sie sind in der Lage Interessen zu vertreten, Wissen zu verbreiten und Argumentationslinien umzusetzen. Und sie sind in der Lage, kritische Situationen zu schaffen, aber auch zu bereinigen.
Wer in Zukunft über Kommunikation spricht und sich mit ihrer Entwicklung beschäftigt, muss auch den Austausch zwischen Mensch und Maschine, ja sogar den Austausch zwischen Maschine und Maschine einbeziehen. Bots werden in Zukunft mit Bots kommunizieren, werden Meinungen bilden und Informationen verbreiten. Zeit, sie als ernstzunehmende Gesprächspartner zu sehen, statt ihnen den Mund zu verbieten. Es ist ein Lernprozess, den wir beginnen müssen. Wer die Kommunikation 4.0 ernst nimmt, wer in Sachen Bots mitreden möchte, der sollte sich detailliert auf Denkweisen und Strategien der Krise 4.0 vorbereiten.
Sie möchten mehr über Krisenkommunikation 4.0 in der Praxis erfahren?
Dann könnte dieses Seminar-Angebot für Sie interessant sein:
Bildquelle: woodpeace1, Pixabay